Der letzte Tag unserer Rallye startete früh. Um 9:30 saßen wir bereits wieder im Auto und das war auch gut so. Andernfalls wäre unsere letzte Etappe auch echt stressig geworden. Zwischen 16 und 17 Uhr sollte Zieleinlauf auf dem Fischmarkt sein. Anfangs kamen wir nur schleppend voran: Baustellen und Küsten- bzw. Touristenorte an der polnischen Ostseeküste, östlich von Usedom, brachten Erika nicht wirklich ins Rollen.
Dann die Fähr-Überfahrt in Swinemünde und schon hatten wir das letzte Land unserer Reise verlassen. Wir entschieden uns nicht gleich bei Anklam auf die A20 (Autobahn war ja am ersten und letzten Tag ausnahmsweise erlaubt) zu wechseln, da bei Triebsees ja die Autobahn versunken ist und die Umleitung gnadenlos überlastet sein soll. Wir blieben also südlich der Autobahn und fuhren erst in Tessin auf. So hatten wir noch eine schöne Tour durch Mecklenburg-Vorpommern.
Auf der Autobahn ging es dann schnell Richtung Heimat und die Spannung auf den Zieleinlauf stieg ins Unermessliche. Sollten wir es tatsächlich geschafft haben? Wir sind uns in den letzten Tagen darüber klar geworden, dass dies nicht selbstverständlich ist. Viele Teams haben es eben nicht geschafft, durch Unfälle, zu viele Pannen oder Streitereien im Team. Selbst wenn das Auto hielt, sind einige gar nicht oder zu spät in Hamburg angekommen. Uns wurde noch bewusster, wieviel Glück wir mit Erika gehabt haben. Diese Tour für ein Auto, das älter als 20 Jahre ist und max. 2.500 Euro gekostet haben soll, ist doch eine ziemliche Strapaze. By the way: Ein Team hat es wirklich geschafft nur 30 Kilometer vor Hamburg mit Motorschaden liegen zu bleiben!
Wir waren unglaublich stolz: Auf uns, auf Erika und die vielen Spenden, die wir für den guten Zweck gesammelt haben. Stolz darauf, dass wir so ein gutes Team waren, weil wir uns die ganze Zeit auf unsere Intuition verlassen haben. Wir haben uns durch diese Rallye treiben lassen und uns nicht selbst getrieben. Wir haben jeden Tag genossen, die langen Autofahrten durch diese wahnsinnigen Landschaften und die vielen Eindrücke, die Land, Leute und die Rallye an sich uns geboten haben. Am Ende eines jeden Tages hat sich immer das eine in das andere gefügt und immer wurde alles gut.
Dementsprechend emotional war auch der Zieleinlauf. Kaum hatten wir den Michel im Blick flog die Kettcar-CD in den Player:
An den Landungsbrücken raus
dieses Bild verdient Applaus
und noch 200 Meter
und jetzt geht der Fallschirm auf
jetzt geht der Fallschirm auf
na dann Herzlich Willkommen zu Haus
und ein letztes Mal winken und
ich bin raus.
Jörgs Familie und Christians Tochter standen bereit zum Empfang. Auf der Ziellinie tranken wir unseren letzten Heidegeist und es gab den verdienten Applaus auf der Ziellinie. Es war großartig, höchst emotional und – so viel verraten wir – lief auch nicht ganz ohne Tränen ab. Vom Start weg, über das Erreichen des Nordkaps, es gab so viele bewegende Momente während dieser Tour. Und mit unserer Zieleinfahrt gipfelten diese in einem einzigen unbeschreiblichen Gefühl der puren Freude. Wir haben es geschafft.
Gegen 18:45 stieg dann die Siegerehrung. Diverse Kategorien wurden ausgezeichnet. In der Gesamtwertung (Roadbook-Competition) waren wir gut dabei. Mit 495 Punkten (zum Vergleich: die Plätze 1 bis 3 lagen bei ungefähr 615 bis 650 Punkten) haben wir sicher auch ein gutes Ergebnis erzielt. Egal: So oder so dürfen wir uns als Sieger fühlen!
Kleine Statistik:
7.776 Kilometer
16 Tage
10 Länder
0 „Road-Kills“ (Mal abgesehen, von den ca. 1.000.000 Insekten, die sich an unsere Dachbox genagelt haben und die wir in Polen beisetzten)
719 Liter Super
117 Stunden netto Fahrtzeit
9 Stunden Grenzkontrollen
6 Fähren, ca. 100 Brückenüberfahrten und ca. 50 Tunneldurchfahrten
100% Abenteuer
Kurzer Nachtrag:
Ja, wir haben es tatsächlich geschafft und sind in Hamburg angekommen. Wir haben es auch endlich geschafft das Logbuch bis zum Ziel fertig zu schreiben. Bei den Videos sind wir noch nicht so weit, aber wir sind dabei. Ebenso gibt es auch noch viele - z.T. unglaublich schöne - Fotos, die wir noch hochladen wollen und werden. Dass heißt, dieses Logbuch ist noch lange nicht fertig und wird sicher noch einige Zeit mit neuem Material gefüttert werden. Also bleibt dabei und schaut hin und wieder mal rein, ob es etwas neues gibt.
Das Team Heidegeister ist mit diesem 16. Tag sicher noch nicht Geschichte. Wir werden sehen was auf uns zukommt und halten Euch auf dem Laufenden.