Tag 7 Einmal Nordkap und zurück

Durch den Nebel zum nördlichsten Punkt Europas – Wir werden zur Touristenattraktion – Alles fügt sich von allein

Am Freitag, unserem siebten Rallyetag, starteten wir frisch ausgeruht in Tromsø, nachdem wir diesmal für unsere Wild Camping Challange unser Zelt im Hotel aufgeschlagen hatten. Ziel und Tagesaufgabe: Ein Foto von uns mit Erika vor dem Globus am Nordkap. Doch bevor wir am Hotel los fahren konnten, mussten wir noch mit Touristen ein Selfie machen. Das war uns bisher noch nicht passiert.

 

Zwar kamen wir zeitig los, aber von Tromsø aus mussten wir erst einmal zwei Fähren in Richtung Alta nehmen. Der Rest der Strecke zog sich. Durch Unachtsamkeit des Copiloten und einen Anruf auf dem Handy des Fahrers kam es dann dazu, dass wir uns zum ersten Mal verfuhren. Ca. 20 Kilometer tingelten wir in die falsche Richtung, bis wir den Fehler bemerkten und umkehrten. Was soll’s, 40 Kilometer umsonst gefahren sind nur 0,5% unserer Gesamtstrecke. Auf einigen Rastplätzen in höheren Lagen fanden wir eigenartige Schutzhütten, aus Holz gebaut, mit Plane und Gras belegt und mit einer Tür versehen. In der Mitte war das Dach offen, damit man sich innen auch ein wärmendes Feuer anzünden kann. Wäre hier Schlaf notwendig gewesen, hätten wir uns sofort hier rein

Was hat man uns nicht alles vorher von der Nordkaptour erzählt: Die Tunnel und Brücken kosten Geld, der Eintritt 25 Euro pro Nase und wenn man das letzte Stück von 7 km nicht zu Fuß gehen will, nochmal 90 Euro usw. Alles in allem sollte der Trip sehr, sehr teuer werden. Und, was haben wir bezahlt? Nix haben wir bezahlt. Die Tunnel und Brücken sind umsonst. Den ominösen 7-km-Weg gab’s gar nicht. Und die Bezahlstelle war gerade im Feierabend, als wir gegen 2:00 Uhr endlich am Nordkap ankamen. So konnten wir unerlaubterweise (denn den vom Veranstalter ausgehandelten Zeitkorridor von 12 – 18 Uhr, in dem alle Teams legal mit ihrem Autos vor dem Globus posieren durften, hatten wir leicht verfehlt) mit Erika direkt auf die Aussichtsplattform fahren. Und das auch noch umsonst. Gut, dass wir uns vorher verfahren hatten.

So standen wir nun dort am nördlichsten Punkt Europas und dem nördlichsten Ziel unserer Rallye und müssen sagen: Es war ein sehr bewegender Moment. Gesehen haben wir zwar nur Nebel. Aber es war trotzdem wahnsinnig beeindruckend. Wir alle drei waren unglaublich stolz auf uns, es bis hierher geschafft zu haben. Nach mehr als 3000 km.

 

Nach dem Beweisfoto für unsere Challange haben wir den Moment mit einem Heidegeist am Globus gewürdigt. Und dann waren wir wieder Touristenattraktion. Denn neben uns waren weit über 200 weitere Menschen dort. Ein AIDA-Clubschiff hatte in der Nacht dort angelegt und die golden Ager wurden busladungsweise zum Nordkap gekarrt. Dem Gemenge kamen wir als weiteres Highlight natürlich gerade gelegen und nicht wenige wollten Fotos von und mit uns machen. Manch einer sah scheinbar mehr Touristenattraktion in uns, als im Nordkap. Das Kap war ja auch vor allem Nebel.

 

Gegen 3:00 machten wir uns dann auf den Rückweg und auf die Suche nach einem Schlafplatz. Auf der Nordkap-Insel konnten wir nicht zelten, dafür war’s zu kalt und zu windig. Auf dem Hinweg hatten wir schon Feuerholz für ein wärmendes Lagerfeuer gesammelt. (Einen dicken Treibholzstamm hatten wir Erika aufs Dach geschnallt und auf einer Baustelle für eine neue Aqua-Kultur haben wir Latten und gebrochene Paletten gefunden.) Aber der Wind machte jeden halbwegs geeigneten Schlafplatz zeltuntauglich. Nachdem wir ca. 60 km südwärts gefahren waren fanden endlich den ersehnten Platz zum Zelten. Team „Scharfe Noggerwelle“ hatte hier bereits das Zelt aufgeschlagen. Und just in diesem Moment begann es anständig zu regnen. Jetzt das gerade getrocknete Zelt aufzubauen, kam unter keinen Umständen mehr in Frage. Unser Entschluss: Weiterfahren! Entweder bis der Regen aufhört oder bis wir eine Hütte oder ähnliches zum Übernachten finden. Und siehe da, gegen 5.30h – nach weiteren 140 Kilometern – stand an der Straße ein Zelt mit einem Schild davor. „Kaffe fri“ verhieß es und „24 h open“. Ab auf die Bremse, Erika geparkt, Kaffee gemacht im trockenen, aber zugigem Kaffee-Zelt. Zum Weiterfahren hatten wir keine Lust mehr. Unser Entschluss hieß dann, wir bleiben. Jörg holte sich den Campingstuhl und den Schlafsack aus dem Auto und legte sich in das Zelt und Christian machte es sich im Auto mehr oder weniger bequem. Lasst es Euch gesagt sein: Es war kalt und ungemütlich. Aber immerhin fanden wir so 4 Stunden Schlaf.

Am nächsten Morgen durften wir dann Georg und Renate kennenlernen, zwei ausgewanderte Deutsche, die hier oben in Norwegen den Kaffee verschenken. Sehr nette und witzige Zeitgenossen, mit denen wir auch noch tauschen konnten. Denn eine unserer Aufgaben ist ja, in jedem Land etwas einzutauschen. Begonnen haben wir in Deutschland. Wir tauschten eine blaue Büroklammer gegen einen Kugelschreiber. In Dänemark tauschten wir diesen gegen einen Lolli und in Schweden den Lolli gegen einen Ohrstecker. Mit Georg haben wir dann unseren Ohrstecker gegen einen kleinen Silberbecher getauscht.

 

Gegen 10:30 ging es dann weiter Richtung Finnland. Nach ca. 30 km wollten wir einen richtigen Kaffee trinken. Sorry Georg, nichts für ungut, aber der Instantkaffee ist echt nur gut für Notfälle. Wir steuerten einen Coffee-Shop an, den wir deswegen so nett fanden, weil hier ein schickes Koordinatenschild aufgestellt war. (gutes Fotomotiv mit uns davor) Wir also rein, haben zwei Kaffee bestellt, brauchten aber nur einen bezahlen und dann haben wir Denise kennengelernt. Denise kommt aus Deutschland, ist nach Norwegen ausgewandert und arbeitet als Zahnärztin hier. Nach einem kurzen Disput darüber, was die schönste Stadt der Welt wäre (Sie meinte allen Ernstes, das sei Berlin) haben wir sie gefragt, ob sie ein Foto von uns und Erika neben dem Koordinatenschild machen könne. Sie willigte ein, sah Erika und auch den Treibbholzstamm, denn wir ja immer noch auf dem Auto hatten. Dass wir den verbrennen wollten, fand sie nicht so gut. So bot sie uns 10 € und im Tausch auch noch Brennholzstämme, die sie zuhause hatte. Wir willigten ein, folgten ihr zu ihrem 4 km entfernten Haus und konnten uns mit ausreichend Holz ein für die nächste Tagesaufgabe, die Viking Timber Challange eindecken. Denise war mit Sicherheit die netteste Person, die wir bei dieser Tour bislang kennengelernt haben. Nicht nur dass wir nun Brennholz hatten, sie kochte uns auch noch eine ganze Kanne Kaffee, wir konnten frühstücken, sie schenkte uns eine Souvenirtasse vom Nordkap, Jörg konnte Duschen und wir hatten zum Abschluss unserer Nordkap-Reise eine richtig interessante Gesprächspartnerin gefunden.

 

Was wir bislang gelernt haben bei dieser Tour: Plane nicht zu viel und lass alles auf Dich zu kommen. Das meiste fügt sich eh’ von selbst. Und wenn Du einen Treibholzstamm siehst, nimm ihn mit, Du weißt nie, wozu er noch gut ist.